Rund 200 Frauen haben auf der Ostfriesischen Insel Borkum für den Erhalt des "Klaasohm" demonstriert. Nach einem Bericht des NDR hatte es zuvor Kritik an dem Nikolausbrauch gegeben, weil dabei Frauen geschlagen werden.
Hat so ein bisschen "4/5 Personen haben kein Problem mit Mobbing"-Vibes.
Wobei jetzt auch interessant gewesen wäre wofür sich die Demo denn einsetzt, ein Erhalt des Festes im Allgemeinen oder einen Erhalt der Frauen-mit-Kuhhorn-den-Hintern-Versohlen-Tradition im Speziellen.
Edit: Wobei der Vibe der Beschreibung schon eher Richtung "alles bleibt so wie es ist" geht. Schade.
Die ganze Diskussion geht irgendwie ums falsche Thema. Wenn da eine halbwegs geschlossene Gemeinschaft einmal im Jahr sich verpruegeln will, und alle drauf stehen sollen sie das doch tun - es sollte eher darum gehen ob da Personen die nix damit zu tun haben wollten involviert wurden, bzw, wie sichergestellt wird dass in Zukunft derartige Personen sich fernhalten koennen. Fuer Leute ausserhalb der Dorfgemeinschaft sollte es relativ einfach sein das zu vermeiden - das Problem ist dass Leute die da wohnen (gerade Jugendliche die noch Schule oder Ausbildung fertigmachen muessen bevor sie wegziehen koennen) durch Gruppenzwang oder aehnliche Dynamiken eventuell mitmachen ohne dass sie das wirklich wollen.
Eben, wer sich versohlen lassen will, bitte. Die StrgF Doku hat das positive Gegenbeispiel des Krampusfests gezeigt. Gebt doch allen Pseudo-BDSM-Kühen eine Nummer, nehmt Beschwerden ernst, und regelt einen Opt-In und gut ist. Entweder einen begrenzten Bereich oder eben mit einer neongelben Armbinde oder irgendwas.
Man kann's auch allgemein belassen wenn was dann gemacht wird klarer geregelt wird. Von "es bleibt beim durchkitzeln" bis zu "Gedicht aufsagen und du wirst verschont" is da einiges denkbar.
Im Rheinland gilt hochjuristisch das Tragen einer Krawatte zur Weiberfastnacht als stillschweigende Einwilligung die sich abschneiden zu lassen, woanders und zu anderen Zeiten ist das Sachbeschädigung. Denkt euch was aus, auch Ostfriesen können kreativ sein.
Dann sollen die doch einen Klaasohm-Fetisch-Club gründen, bei dem sie mit Zustimmung geschlagen werden können, aber lasst gefälligst die außen vor, die damit nichts zu tun haben wollen.
§ 14 VersammlG schreibt für öffentliche Versammlungen und Aufzüge unter freiem Himmel eine Anmeldepflicht vor. Die Versammlung muss 48 Stunden vor ihrer Bekanntgabe der zuständigen Behörde gemeldet werden, dabei ist der Behörde auch eine verantwortliche Person mitzuteilen.
Wer als Leiter oder Veranstalter eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel veranstaltet, ohne diese anzumelden, riskiert nach § 26 Nr. 2 Versammlungsgesetz eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe. Hier handelt es sich also um eine Straftat. Dies gilt auch für eine Versammlung trotz Verbots.
Auf einem weißen Tuch stand "Wir lassen uns das Klaasohmfest nicht kaputt machen". Laut Polizei handelte es sich um einen spontanen und friedlichen Protest. Die Beamten auf der Insel hätten vorab nichts von der Demonstration gewusst, die Frauen dann aber begleitet.
Da haben 200 Frauen sich ganz spontan getroffen, festgestellt dass sie Kuhhorn-Blasinstrumente und ein passend beschriftetes weißes Tuch dabei haben und dann genauso spontan angefangen zu demonstrieren. Was für ein Zufall!
Planung kann es da nicht gegeben haben, sonst wäre diese Versammlung ohne Anmeldung ja eine Straftat, und unsere immer fairen und unvoreingenommenen Strafverfolgungsbehörden hätten entsprechende Konsequenzen gezogen.
Klar gibt's da einen Graubereich aber wenn keine Flyer ausgeteilt wurden oder sonstwie außerhalb des direkten Bekanntenkreises geworben wurde wird's schon schwierig. Tuch ist schnell beschrieben und die Kuhhörner haben die wohl irgendwo eh und auch schon vom Dachboden geholt weil is ja Klaasohm-Zeit, das geht alles mit weniger als ner Stunde Vorlaufzeit. "Spontan" ist nicht gleichbedeutend mit "innerhalb der Aufmerksamkeitsspanne eines Zoomers".
Frauen die demonstrieren? Schätze das Fest ist eh obsolet, wenn die Frauen politische Teilhabe wollen, obwohl sie verprügelt werden, damit sie die Klappe halten.
EDIT: Das "Fest" diente dazu historisch den Frauen zu zeigen, dass sie nichts zu sagen hätten. Wenn die Frauen den Brauch erhalten wollten, dürften sie nicht demonstrieren. Wenn man sich auf Borkum einig ist, dass Frauen als gleichberechtigte Teile der Gesellschaft dastehen, dann ist das verprügeln nicht mal mehr "sinnvoll", um politische Verhältnisse durchzusetzen, sondern dient nur noch dazu, den verlorenen männlichen Privilegien nachzutrauern.
So oder so ist jede politische Äußerung von Frauen auf Borkum ein Widerspruch zu den "Werten" des "Festes"
Woher hast du das, dass historisch Frauen gezeigt werden soll, dass sie nichts zu sagen haben? das würde dem ganzen ja nochmal ne ganz andere dimension geben.
Auf Borkum zumindest glaubt man aber fest daran, dass Klaasohm während der
Walfängerzeit entstanden ist: Als die Männer von ihrem monatelangen Einsatz auf
den Walfängerschiffen nach Borkum zurückkehrten, bemerkten sie, dass die Frauen das Zepter auf der Insel übernommen hatten. Mit einem Hieb auf den Po signalisierten sie den Frauen während ihrer Heimkehrfeier, dass diese sich nun wieder unterzuordnen hätten und „bestraften“ sie, wenn sie sich auf der Straße her-
umtrieben. Natürlich gibt es auch bei dieser Legende Gegenargumente. So kehrten viele der Walfänger bereits im Herbst auf die Insel zurück und es ist schwer vorzustellen, dass sie mit der Heimkehrfeier und der „Machtübernahme“ erst bis zum Winter warteten. Darüber hinaus gibt diese Erklärung
keinerlei Aufschluss über die Verkleidungsmotivation der Männer. Dennoch hat sich die Walfängertheorie in den Köpfen der Insulaner verankert und wird heutzutage als allgemeine Erklärung anerkannt.
Anscheinend gibt es dazu unterschiedliche Auffassungen. Das Fangen und Schlagen spezifisch von Frauen, die sich selbstständig im öffentlichem Raum bewegen erscheint mir da aber ebenfalls die plausibelste Erklärung.
Nein, das ist eine dämliche Sichtweise. Es nehmen immer nur Bruchteile einer Bevölkerung an Demonstrationen teil und 8% sind schon durchaus beachtlich.
Das hat man ja noch nieee gehört, dass Frauen an patriarchalen Gewaltstrukturen mitwirken. Dann muss ja alles gut sein. Mensch, danke für deinen Beitrag. Jetzt ist ja alles wieder gut. 💜
Vor allem weil die meisten Damen in dem Video aussehen, als wären sie nicht mehr ganz die Zielgruppe der Schläge. Frei nach dem Motto: „Das hat uns doch auch nicht geschadet.“ ich könnte mir auch vorstellen, dass es eher darum geht, sich von den „Festländlern“ nicht reinreden zu lassen und gar nicht so sehr um die Tradition an sich.
Es ist doch völlig wurst, ob es auch Frauen gibt, die sich gerne buchstäblich grün und blau schlagen lassen (oder dies zumindest behaupten). Der Punkt ist, dass es Frauen gibt, die das nicht wollen. Dazu können dann andere Leute keine Zustimmung geben, egal ob sie auch Frauen sind oder nicht.
Schön und gut, und soweit würde ich ja voll und ganz zustimmen, allerdings bleibt die Frage: wenn es so einfach ist, warum demonstrieren die dann?
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass da noch irgendwas ist, das die Berichterstattung überhaupt nicht kapiert hat. Und zwar etwas, das diesen Menschen wichtig ist.