Die Ukraine dreht Ungarn den Zugang zu russischem Öl ab – zumindest in weiten Teilen. In Budapest befürchtet die Orbán-Regierung nun eine handfeste Energiekrise.
Laut Regierungsangaben erhält die größte slowakische Raffiniere Slovnaft nun 40 Prozent weniger Öl, als sie eigentlich benötigt. Slovnaft gehört dem ungarischen Mineralölkonzern MOL. Das könnte demzufolge einerseits die slowakischen Märkte beeinträchtigen, andererseits aber auch dazu führen, dass die Slowakei Dieselexporte an die Ukraine einstellt. Eine unverhohlene Drohung an Kiew.
Russisches Öl über ukrainisches Staatsgebiet an eine slowakische Raffinerie, die Ungarn gehört. Schon irre wie da alles miteinander verbandelt ist. Konsequent dass die Ukraine hier mal Fakten schafft.
Das ist ja auch genau der Grund, warum für viele dieser Krieg so undenkbar erschien - gerade da alles so verbandelt ist, ist der mögliche Gewinn für Russland in der Ukraine halt geringer als das, was sie sich woanders zerstören.
Leider wurde ein Krieg eben genau durch dessen Undenkbarkeit vermutlich wiederrum wahrscheinlicher. Das hatte so ähnlich Slavoj Zizek schon 2019 behauptet und recht behalten.
Hätten EU-Staaten sich besser ausgestattet, (also an einen Krieg geglaubt) wäre es vermutlich nicht zu einer Invasion gekommen, da diese Staaten ja umso mehr einen Grund gehabt hätten, einzuschreiten. Dass sie es trotz mangelnder Vorbereitungen getan haben, war fast schon ein Glücksfall, dass genügend Regierungen stark geblieben sind. Aber im besten Falle hätte man besser an einen krieg geglaubt.
Slovnaft ist die einzige Raffinerie in der Slowakei und versorgt Slowakei mit Treibstoffen. Hälfte der Treibstoff-Produktion wird exportiert. Hauptabnehmer sind Tschechien, Polen und Österreich. Diese Länder können den Bedarf nicht durch eigene Produktion decken.
Die Raffinerie ist darauf ausgelegt das russische Erdöl zu verarbeiten. Um Erdöl aus anderen Ländern zu verarbeiten, muss die technische Ausstattung der Raffinerie umgebaut werden.
Seit 2022 investiert Slovnaft in ein Technologie-Upgrade, sodass man auch nicht-russisches Erdöl verarbeiten kann. Der Umbau erfolgt im Rahmen planmäßiger Revision und Abschaltung der Teile der Raffinerie. Diese planmäßige Revision erfolgt zeitlich versetzt im 5-Jahre-Turnus. Folglich wird der ganze Umbau erst 2027 abgeschloßen sein.
Bereits 2016 hat Slovnaft zum ersten Mal nicht-russisches Erdöl verarbeitet. 2023 war der Anteil der nicht-russischen Erdölimporte ca. ein Viertel.
Slovnaft bekommt derzeit weiterhin russisches Erdöl, nur eben nicht von dem sanktionierten Lukoil.
Slowakei hat Erdöl-Reserven für mindestens 90 Tage und Slovnaft verfügt bestimmt auch über beträchtliche Reserven. Die Sanktionen werden kurzfristig keine Auswirkungen haben.
Mittelfristig (bis 2027) kann es zu einer Knappheit kommen. Es kann dann zu zeitweise leeren Tankenstellen kommen, wie man dies bereits als Folge Orbans Preisdeckel-Politik in Ungarn kennt. Solche Lieferausfälle betreffen dann natürlich auch die Exporte und damit eben auch die Treibstofflieferungen an die Ukraine.
Bei Nord Stream hieß es auch, die Deutschen würden im Winter erfrieren und mit den Bäumen aus den Berliner Parks heizen müssen. Ich bin da recht optimistisch, dass sich eine Lösung findet. Keine schmerzlose Lösung, aber es wird sich was finden. Deutschland hat da bspw. mit LNG "leichte" Überkapazitäten aufgebaut.