Angriffe auf AfD-Gegner bei Wahlkampf in Templin: AfD-Abgeordneter posiert mit schwarz gekleidetem Mob
Angriffe auf AfD-Gegner bei Wahlkampf in Templin: AfD-Abgeordneter posiert mit schwarz gekleidetem Mob
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Ein Gruppenfoto mit dem Extremisten Hannes Gnauck, Angriffe auf Gegendemonstranten und der Spruch: „War Geil Zeckenboxen“ – all das geschah beim AfD-Wahlkampf im brandenburgischen Templin.
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Ein Gruppenfoto mit dem Extremisten Hannes Gnauck, Angriffe auf Gegendemonstranten und der Spruch: „War Geil Zeckenboxen“ – all das geschah beim AfD-Wahlkampf im brandenburgischen Templin.
Am Rande einer Wahlkampfveranstaltung der AfD im uckermärkischen Templin sind Teilnehmer von Gegendemonstrationen mehrfach von einer Gruppe junger Rechtsextremisten angegangen worden.
Die Polizei ermittelt wegen Bedrohung und Körperverletzung. Im Visier der Ermittler steht eine Gruppe mutmaßlich rechtsextremistischer Jugendlicher.
Auf Fotos posierte die Gruppe auch mit Hannes Gnauck, einige machten das rassistische White-Power-Handzeichen.
Der AfD-Politiker aus Prenzlau sitzt seit 2022 im Bundestag und machte am Sonnabend auf dem Templiner Markt Wahlkampf. Bei Instagram repostete er in seiner Story ein Foto, dass ihn mit den Jugendlichen zeigt, unter denen sich mutmaßlich mehrere Täter befinden.
Auch andere aus der Gruppe reposteten das gemeinsame Bild in ihren Instagram-Storys, einer schrieb darüber: „War geil Zeckenboxen“ (sic!).
Auf einem weiteren auf Instagram veröffentlichten Foto posieren vier der Jugendlichen, die bereits auf dem Gruppenbild mit Hannes Gnauck zu erkennen sind. Alle tragen schwarze Kleidung, alle vier sind vermummt.
Mindestens einer von ihnen ist laut seinem Instagram-Profil erst 17 Jahre alt. Unterlegt ist der Beitrag mit einem Song der umstrittenen Band „Krawallbrüder“.
Zu der AfD-Veranstaltung kamen laut Polizei am frühen Nachmittag rund 80 Besucher.
Ebenfalls auf dem Markt fanden zwei Gegenveranstaltungen mit mehr als 100 Teilnehmern statt.
Nach Angaben der Polizei versuchten zehn Teilnehmer der AfD-Veranstaltung zu einem Stand einer der Gegenversammlungen zu gelangen.
Wie Zeugen dem Tagesspiegel berichteten, handelt es sich um Personen aus der Gruppe, die für ein gemeinsames Foto Gnauck umringt hatte. Polizeibeamte hinderten die Gruppe daran, zur Gegenkundgebung zu gelangen.
Schließlich ist ein 19 Jahre alter Teilnehmer der Gegendemo nach Angaben der Polizei von einem 22-Jährigen mit den Worten bedroht worden:
„Wenn du mir nicht die Telefonnummer und die Adresse von deinem Kumpel gibst, dann schlage ich dich.“ Die Polizei erteilte ihm einen Platzverweis.
Später fiel der 22-Jährige erneut auf. Er gehört zu einer Gruppe von bis zu 20 Personen, die am späten Nachmittag einen 20 Jahre alten Teilnehmer der Gegendemo verfolgte.
Er wurde getreten und bekam einen Schlag gegen den Kopf, er flüchtete vor dem Mob in eine naheliegende Drogerie-Filiale. Eine ärztliche Behandlung lehnte er später ab.
Die Polizei stellte die Personalien einige Mitglieder der rechten Truppe fest. Darunter waren neben dem 22-Jährigen vor allem Minderjährige: Ein 14-Jähriger, zwei sind 16 Jahre, zwei weitere 17 Jahre alt.
Kurze Zeit später zündete einer Gruppe schwarz gekleideter Jugendlicher Pyrotechnik. Die Polizei konnte sie nicht mehr stellen.
Mehrere Personen aus der mutmaßlichen Täter-Gruppe besuchten nach Tagesspiegel-Informationen bereits vergangene Woche eine als „Winterfest“ betitelte Veranstaltung der AfD in Angermünde.
Deren Direktkandidat in der Uckermark ist Gnauck. Er war von 2022 an auch Bundeschef des rechtsextremistischen Parteinachwuchses „Junge Alternative“, die kürzlich ihre Selbstauflösung beschlossen hat.
Der Zeitsoldat war vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr 2021 als Extremist eingestuft worden. 2024 hob der Bundestag wegen Disziplinarermittlungen der Bundeswehr seine Immunität auf.
Von all dem erzählt Gnauck in seinem Wahlkampfspot nichts, ob seine Militärzeit darin eine wichtige Rolle spielt. Er joggt in Schutzweste, zeigt Barett und Uniform – und sagt: „Ich war und ich bin immer noch mit Leib und Seele Soldat.“
Der Vorfall in Templin passt in ein Muster, das seit Sommer 2024 verstärkt zu beobachten ist. Jugendliche werden zunehmend über die sozialen Medien für rechtsextreme Ideologien gewonnen. Zugleich werden sie für Aktionen mobilisiert wie etwa bei mehreren Attacken auf Paraden zum Christopher Street Day (CSD), aber auch für bundesweit organisierte Demonstrationen.